BAMF-Analyse zu Migration afrikanischer Resettlement-Flüchtlinge veröffentlicht
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hat eine Kurzanalyse zu Migrationsentscheidungen afrikanischer Flüchtlinge veröffentlicht, die über Resettlement in Deutschland aufgenommen wurden. Die Analyse stellt einen wichtigen Beitrag zum Verständnis von Resettlement dar und weist auf kritische Punkte des internationalen Flüchtlingsschutzes hin.
Zum deutschen Resettlement-Programm und den darüber einreisenden Flüchtlingen gibt es bisher kaum wissenschaftliche Auseinandersetzungen. Die vom BAMF Ende April 2016 veröffentlichte Analyse gibt daher einen sehr wichtigen Einblick in die deutschen Aufnahmen. Für die Analyse wurden 151 anonymisierte Dossiers ausgewertet, die UNHCR für die Aufnahmen erstellt hat. Zudem führten die Wissenschaftlerinnen qualitative Interviews mit Resettlement-Flüchtlingen durch. Ausgewertet wurden die Informationen vor allem hinsichtlich der Fragen, weshalb die Menschen geflüchtet sind, welche Migrationswege sie nahmen und weshalb sie sich für bestimmte Routen und Zielländer entschieden. Damit gibt die Analyse einen spannenden Einblick in die Geschichte der Flüchtlinge und ist auch für Mitarbeitende von Beratungsstellen bedeutend, die in direktem Kontakt mit Resettlement-Flüchtlingen stehen.
Primäres Fluchtziel war fast nie Europa
Interessant an den Ergebnissen ist, dass nur drei Prozent aller ausgewerteten Fälle Europa als Ziel beim Beginn der Flucht anvisierten. Wanderungs- und Fluchtziele waren daher in so gut wie allen Fällen zunächst afrikanische Nachbarstaaten sowie Länder der arabischen Halbinsel. Im Durchschnitt verbrachten die Flüchtlinge laut der Analyse neun Jahre in diesen Ländern. Dort waren für die meisten die Lebensumstände jedoch extrem schwierig und perspektivlos.
Dadaab in Kenia, eines der größten Flüchtlingslager weltweit
Foto: UNHCR/J.Brouwer
Die Analyse weist darauf hin, wie unzureichend der Schutz von Flüchtlingen in den Ländern ist, die zunächst als eigentliche Fluchtziele anvisiert wurden. Ein Grund hierfür ist die fehlende finanzielle und strukturelle Unterstützung des UNHCR durch die Staatengemeinschaft.
Aufnahme von vielen jungen Männern in 2012 und 2014
Die Flüchtlinge, die in die Analyse einbezogen wurden, reisten 2012 und 2014 in Deutschland ein. Sie stammen fast alle aus den Ländern Somalia, Sudan, Südsudan, Eritrea oder Äthiopien. Nahezu die Hälfte sind junge alleinstehende Männer. „Sowohl die Alters- als auch die Geschlechterstruktur der Resettlement-Flüchtlinge ähnelt der Zusammensetzung der Asylantragsteller in Deutschland insgesamt“, so die Analyse des BAMF. Diese Zusammensetzung unterscheidet sich von den Aufnahmen in 2015, bei denen eine große Anzahl an Familien einreiste. Die Aufnahmen in 2012 und 2014 weisen auf einen kritischen Punkt im deutschen Resettlement-Verfahren hin. So sind besonders verletzliche und schutzbedürftige Personen unter den Asylantragsstellern generell unterrepräsentiert, da gerade für diese Gruppe von Personen die lebensgefährliche und teure Flucht nach Europa nicht zu bewältigen ist. Das deutsche Resettlement-Programm hat jedoch gerade den Anspruch „besonders Schutzbedürftige“ über die Programme nach Deutschland zu holen.