Chaza Salloum aus Syrien

„Niemand sucht sich aus, ein Flüchtling zu werden“

Chaza Salloum kam im August 2014 mit dem humanitären Aufnahmeprogramm nach Deutschland. Ursprünglich aus Maharde stammend ist sie in Aleppo aufgewachsen und hat danach an vielen verschiedenen Orten gelebt. Seit 1989 arbeitet sie im humanitären Bereich für und mit Flüchtlingen und sie weiß, wie schwierig diese Arbeit sein kann. „Aber die eigenen Landsleute auf einmal als Flüchtlinge zu sehen, dass ist nochmal etwas ganz anderes!“, erklärt sie. „Niemand sucht sich aus, ein Flüchtling zu werden.“

Chaza Salloum studierte Französische Literatur und Design in Syrien und im Libanon. Nachdem sie zunächst einige Jahre unterrichtet hatte, entdeckte sie ihre Leidenschaft für die humanitäre Arbeit. Seitdem war sie für verschiedene Nichtregierungsorganisationen in mehreren Ländern und unterschiedlichen Funktionen tätig, unter anderem in einem Projekt mit irakischen Flüchtlingen in Syrien. Von 2013 an arbeitete sie mit syrischen Flüchtlingen im Libanon, doch die Situation war schwierig.

„Ich fühlte mich nutzlos, weil ich meinen Landsleuten nicht helfen konnte“

sagt die Syrerin.

Das Angebot, mit dem Aufnahmeprogramm nach Deutschland zu kommen, nahm sie dennoch mit gemischten Gefühlen an, denn es bedeutete, Familie und Freunde in einer schweren Krise zurückzulassen. Doch die Hoffnung, mit ihren Erfahrungen syrischen Flüchtlingen in Deutschland bei der Integration helfen zu können, überwog. „Wir wurden von den Menschen in Deutschland und insbesondere von der Caritas auf sehr nette Art empfangen“, erinnert sich Chaza Salloum. Nach kurzen Aufenthalten in Friedland und Giengen kam sie nach Berlin und absolvierte dort die Ausbildung zur Flüchtlings-Botschafterin des europäischen Resettlement-Netzwerkes SHARE. In der Hauptstadt hat sie ein neues Zuhause gefunden, sie hat Freunde und engagiert sich unermüdlich und ehrenamtlich für die Neuankömmlinge aus ihrer Heimat. Doch schlafen kann sie nicht. „Ich vermisse unser Haus, das Grab meiner Eltern und vor allem vermisse ich meinen Seelenfrieden.“ Ihr geliebtes Syrien werde nun seit fünf Jahren im Namen der Demokratie zerstört, erklärt sie, Menschen, Wirtschaft, Geschichte, Bildung – und die Zukunft des Landes.

„Ich bin Deutschland sehr dankbar für die Freundlichkeit und Großzügigkeit, die den Flüchtlingen entgegengebracht wird!“

sagt die SHARE-Botschafterin. Doch sie träumt davon, dass irgendwann in der Zukunft die Menschen in Syrien in Frieden und Sicherheit zusammenleben. Bis dahin möchte sie in Deutschland im humanitären Bereich tätig werden, „um dem Land ein klein wenig zurückzugeben.“