Resettlement in den Niederlanden
In Kooperation von NGOs und den involvierten niederländischen Behörden entstand das Video ‚Resettlement to the Netherlands‘. Der Weg aus dem Erstzufluchtsstaat in die aufnehmende Kommune wird nachgezeichnet und die Rollen der beteiligten Akteure werden vorgestellt.
Die Niederlande beteiligen sich bereits seit 1956 am Resettlement von Flüchtlingen. Seit 1984 gibt es eine Quote, die aktuell bei 2000 Personen über den Zeitraum von vier Jahren liegt. Dies bedeutet, dass ca. 500 Personen jährlich in den Niederlanden aus Zufluchtsstaaten ankommen. In Zusammenarbeit mit UNHCR werden 400 Personen im Rahmen von „Auswahlmissionen“ ausgesucht. Die restlichen 100 sind „Dossier-Fälle“ für besonders schutzbedürftige Personen, bei denen auf ein Interview verzichtet wird und über die Aufnahme nach Aktenlage entschieden wird. An der Auswahlmission sind der Immigration Service, die Central Agency for reception of Asylum Seekers (COA) und medizinisches Personal beteiligt. In den Niederlanden erhalten Resettlement-Flüchtlinge den Flüchtlingsstatus nach der Genfer Konvention. Das Video „Resettlement to the Netherlands“ (2016) erklärt auf Englisch welches Verfahren Resettlement-Flüchtlinge in den Niederlanden durchlaufen.
Ein bedeutender Unterschied zum deutschen Resettlement-Verfahren ist der zeitliche Ablauf. Den einreisenden Personen wird bereits im Erstzufluchtsstaat, der Name ihrer zukünftigen aufnehmenden Kommune genannt. In den drei viertägigen Orientierungskursen, die über einen Zeitraum von sechs Monaten im Zufluchtsstaat stattfinden, bleibt demnach ausreichend Zeit, sich mit dem zukünftigen Wohnort vertraut zu machen. Gleiches gilt für die aufnehmende Kommune, die Informationen über ihre zukünftigen Mitbürger im Vorfeld erhält. In einer Akte dokumentieren Trainer aus dem Orientierungskurs, Behörden und Ärzte, die Bedürfnisse, Fähigkeiten und Kompetenzen der Flüchtlinge. Diese Akte wird der aufnehmenden Kommune zur Verfügung gestellt. Der örtliche Arzt hat Zugang zu den medizinischen Daten.
Nach der von der International Organisation for Migration (IOM) organisierten Reise, werden die Flüchtlinge von den Trainern aus dem Orientierungskurs im Zufluchtsstaat begrüßt. Vertraute Gesichter erleichtern die Ankunft der Geflüchteten, in dem für sie fremden Land. Die ersten 48 Stunden verbringen die neu eingereisten Personen in einem Hotel, um in einem durchstrukturierten Ablauf ihren Aufenthaltstitel zu beantragen und medizinisch untersucht zu werden. Danach fahren sie weiter in ihre neuen Kommunen, in denen ihnen eine Sozialwohnung zugewiesen wird.
Der niederländische Flüchtlingsrat (Dutch Council for Refugees) stellt in jeder Kommune, eine – meist ehrenamtlich arbeitende – Kontaktperson, für die ankommenden Geflüchteten bereit. Diese Person ist Ansprechpartner für die erste Zeit, spricht idealerweise die Sprache der neu angekommenen Personen und hat bspw. die Aufgaben Busfahrpläne zu erklären, die Familien dem lokalen Arzt und Nachbarn vorzustellen. Für den Integrationskurs, der innerhalb der ersten drei Jahre absolviert werden muss, gewähren die Ämter einen Kredit von 10.000 €, der bei Bestehen als Gutschein für weitere Ausbildungskurse umgewidmet wird. Weitere Integrationsmaßnahmen und Bildungsangebote können von den Resettlement-Flüchtlingen in Anspruch genommen werden.
Ariane den Uyl, Policy Officer beim niederländischen Flüchtlingsrat, äußerte sich bei der Resettlement-Fachtagung 2016 (unseres Projekts) zum niederländischen Resettlement-Verfahren. Sie merkte an, dass der Informationsfluss zwischen den beteiligten Akteuren positiv zu bewerten sei. Allerdings müssen Flüchtlinge lange Wartezeiten überbrücken bis sie letztendlich in den Niederlanden einreisen können. Ebenfalls seien Kommunen trotz finanzieller Lücken bereit Resettlement-Flüchtlinge aufzunehmen. Ariane den Uyl kritisierte im Namen des niederländischen Flüchtlingsrates, dass die Quote von jährlich 500 Personen viel zu gering sei und dass das Integrationspotential als ein Aufnahmekriterium gilt. Sie betont die Notwendigkeit, dass die Niederlande weitere Möglichkeiten für legale Zugangswege öffnen müssten.
Foto: Dutch Council for Refugees